Der heutige 14. Juli ist der Internationale Tag der Nichtbinarität. Erfunden wurde der Tag in einem Blogpost von der Autorin Katje von Loon. Sie beklagte den Mangel an Visibilität für nichtbinäre Menschen und wählte den vierzehnten Juli als Tag, der exakt zwischen dem Internationalen Frauentags (8. März) und dem Internationalen Männertags liegt (19. November). Smart! Seit dem 2012 wird der Tag bereits offiziell zelebriert.
Was ist Nichtbinarität?
Eine kurze Wiederholung für alle, die sich fragen „Was heißt eigentlich nichtbinär bz. non-binary nochmal?“ Non-binary oder kurz NB (enby) ist ein Sammelbegriff unter den alle Geschlechtsidentitäten fallen, die sich nicht klar dem Genderbinary, d.h. entweder dem männlichen oder dem weiblichen Geschlecht zuordnen lassen. Hier fällt wieder auf, wie sehr eine Differenzierung zwischen „sex“ und „gender“ fehlt, wie es sie im Englischen gibt. Denn bei NB ist nicht vorrangig und nicht ausschließlich das körperliche Geschlecht („sex“) gemeint. Dann wiederum ist „nichtbinär“ als Geschlechtsidentität von sexuellen Orientierungen verschieden.
Enby Menschen können androgyn sein, sie können intersex sein, sie können pangender sein, sie können auch die Kategorie gender oder Geschlecht als solche ganz ablehnen. Sie können genderqueer oder genderfluid sein, oder agender. Im Unterschied zu Transmännern und Transfrauen sehen sich nichtbinäre Personen nicht klar einer Geschlechtskategorie zugeordet. Gender Wiki bietet hierbei eine sehr praktische Zusammenfassung zu Nichtbinarität.
Die nichtbinäre Flagge, wie oben zu sehen, gelb-weiß-violett-schwarz und wurde 2014 designt. Gelb steht für die Menschen außerhalb der binären Unterscheidung (und ist neben rot und blau eine primäre Farbe). Weiß repräsentiert alle Geschlechter. Violett ist der Mix zwischen männlichen und weiblichen Qualitäten. Schwarz schließlich repräsentiert die Abwesenheit von Gender oder Geschlecht.
Okay, und nun? Warum das feiern?
Diese Frage ist ebenso taktlos wie die Frage, warum es keinen Straight Pride gebe. Nichtbinarität ist n der öffentlichen Diskussion eine vergleichsweise junge Kategorie und sieht sich viel Unverständnis, Kritik und Erasure gegenüber. Es kann schwieriger sein, sich als nichtbinäre Person zu outen, was ich von meinen persönlichen Erfahrungen her unterschreiben kann. Der nichtbinäre Autor Damoun drückt das in seinem Kommentar in der Siegessäule sehr prägnant aus:
Im Falle von Nichtbinarität gilt oft: Deine Existenz wird ignoriert, bis du allen Stefans und Annikas glaubhaft gemacht hast, dass es mehr als zwei Geschlechter gibt. Wir stehen unter dem paradoxen Druck, eine Geschlechtsrolle zu beweisen, die von der Dominanzgesellschaft gleichzeitig unsichtbar gemacht wird.
Was es noch schwieriger für NB macht, ist, dass, wie oben erwähnt, sie keine homogene Gruppe bilden. Nichtbinär ist mehr als dein metrosexueller weißer Freund, der es sich herausnehmen kann, die Nägel zu lackieren und zu Fasching ein Kleid anzuziehen. Auch nicht-weiße, nicht-männliche, nicht-schlanke, nicht-able-bodied Personen gehören selbstverständlich in ein inklusives Verständnis von Nichtbinarität hinein.
Der Feiertag ist gut, weil er für Visibilität sorgt und Community schafft, aber auch dabei hilft, die rechtlichen Voraussetzungen für ein menschenwürdiges Leben anzugehen. In den USA ist es zum Beispiel in nur 11 von 52 Staaten legal, sich offiziell als NB zu identifizieren. Österreich hat erst vor kurzem angekündigt, seine Geschlechtskategorien zu erweitern. Und überhaupt, nicht einmal mein Language Tool kennt den Begriff „Nichtbinarität“ und unterstreicht ihn mir dauernd rot. Das ist es, warum der 14. Juli existiert.
Wie können wir bessere Allies sein?
Stonewall listet 10 sehr gute Punkte dazu. Ganz generell gilt: „Don’t assume.“ Inklusive Sprache ist das A und O, „Leute“ statt „Ladies und Gentlemen“, „sie“ (Plural) statt „er“ und „sie“ (Singular). Fragt die Leute nach ihren Pronomen, stellt euch mit euren eigenen Pronomen vor! Informiert euch, ihr habt das Internet zur Hand. Falls ihr nichtbinäre Freunde habt, könnt ihr sie taktvoll nach etwas, was euch unter den Nägeln brennt fragen. Denkt daran: Sie sind keine menschlichen Enzyklopädien und sind euch nicht jede Antwort schuldig.
Und so schließen wir wieder mit einem Zitat von Damoun:
Nichtbinär zu sein bedeutet […] auch, Mehrdeutigkeiten anzunehmen, auszuhalten […] Meine Geschlechtsidentität ist etwas, das nicht wegen mir oder für mich, sondern vielmehr durch mich existiert, indem ich mich so zeige, wie ich es möchte. Ich schulde niemandem Androgynität oder Erklärungen, nur weil ich nichtbinär bin.
Yas!